Für viele Kinder ist ihre Zeit im Junior Camp der erste Urlaub im Ausland ohne Eltern. Ob ein Kind für diesen Schritt wirklich bereit ist, kann nur individuell entschieden werden. Ein bestimmtes Alter oder eine bestimmte Jahrgangsstufe erreicht zu haben, bedeutet nicht automatisch, dazu bereit zu sein, an einem Camp teilzunehmen.
Ein aufschlussreiches Kriterium ist es, wie selbstständig ein Kind im Alltag ist. Geht bzw. fährt es alleine zur Schule und zu Freizeitaktivitäten? Kann es selbstständig Entscheidungen treffen? Oder braucht es viel Anleitung und Zuspruch? In einem Camp können zwar die Teamleiter und Betreuer eine Elternrolle einnehmen, sie ersetzen sie allerdings nicht. Wichtig für das Zusammenleben im Camp ist zudem die Frage, ob das Kind Obrigkeiten respektieren und Regeln befolgen kann. Denn die Ordnung im Camp kann nur durch ein klares Regelwerk aufrechterhalten werden.
Nicht nur die Abwesenheit der Eltern spielt beim Campen eine Rolle. Die Umstellung, mit noch wenig bekannten Jugendlichen zusammen zu leben, kann für manche Kinder schwierig sein. Ein weiterer Punkt ist es, dass sich die Kinder im Camp auf einer Fremdsprache unterhalten müssen. Sowohl die Teilnehmer als auch die Betreuer kommunizieren untereinander in der entsprechenden Landessprache bzw. auf Englisch. Das Kind sollte also entsprechende Vorkenntnisse besitzen und sich trauen, die Sprache anzuwenden, auch wenn es nicht fehlerfrei spricht. Den Mut, die Fremdsprache anzuwenden, bringen oft sogar schüchterne Kinder verhältnismäßig schnell auf. Bei Problemen (jeglicher Art) sollte sich das Kind aber nicht scheuen, bei den Betreuern Hilfe zu holen.
Eine weitere Frage ist es, welche Rolle Heimweh spielt. Ein gutes Anzeichen ist es, wenn das Kind bereits regelmäßig und gerne bei Freunden übernachtet hat. Aufschlussreich ist es auch, wie das Kind mit dem Thema Klassenfahrten umgeht. Freut es sich darauf oder zeigt es eher Unbehagen? Ruft es viel von unterwegs an? Ein nicht unwichtiger Unterschied zwischen Klassenfahrten und Camps ist jedoch, dass die Dynamik unter den Kinder eine andere ist. Innerhalb des Klassenverbunds herrschen feste Strukturen und Hierarchien. In einem Camp werden die Karten dahingegen neu gemischt. Dadurch haben auch Kinder, die es sich innerhalb ihrer Jahrgangsstufe eher schwer tun, eine neue Chance. Dadurch können sie mehr Selbstvertrauen gewinnen.
Für schüchterne und zurückhaltende Kinder ist ein Urlaub ohne Eltern jedoch ein großer Schritt, um selbstsicherer und unabhängiger zu werden. Falls ein Kind extrem schüchtern ist, dennoch gerne ein Junior Camp besuchen will, bietet sich die Alternative an, zusammen mit einer Freundin, einem Freund oder einem Geschwister teilzunehmen. Dadurch sind sie nicht völlig auf sich allein gestellt. Vielmehr können sie ein gemeinsames Abenteuer erleben, das sie noch mehr zusammenschweißt.
Eltern sollten sich bemühen, eigene Ängste und Unsicherheiten kaum gegenüber ihren Kindern zu äußern, da sich diese nur übertragen. Sie sollten nicht selbst in einen Urlaub fliegen, während die Kinder im Camp sind. Zudem sollten die Eltern für den Notfall immer erreichbar sein und dem Kind außerplanmäßig eine schnelle Heimkehr ermöglichen können. Anrufe im Camp sind eher nicht sinnvoll. Die Kinder sollten, soweit sie es wünschen, während der Campzeit unter sichbleiben können.