Da Spanien Mitgliedsland der Europäischen Union ist, können sich EU-Bürger in Spanien uneingeschränkt aufhalten, dort arbeiten und ein Unternehmen gründen. Wenn man in Spanien dauerhaft leben möchte, ist man allerdings dazu verpflichtet, sich bei der Abteilung für Ausländer der Nationalpolizei („Comisaría General de Extranjería y Fronteras de la Policía Nacional“ zu melden, wo man eine Identifizierungsnummer für Ausländer („Número de Identidad de Extranjero“ ()NIE) bekommt. Bedingung für die Erteilung einer NIE ist, dass man für seine Lebenshaltungskosten in Spanien selber aufkommen kann.
Rechtsform des Unternehmens
Wie in Deutschland wird auch in Spanien zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften unterschieden. Eine Firmengründung in Spanien kann jeder selbst vornehmen. Doch in vielen Fällen ist es ratsam, sich Hilfe von außen zu holen. In Spanien gibt es die sogenannten „Gestorias“. Dies sind sogenannte Verwaltungsagenturen, die Firmengründern bei der Gründung des Unternehmens von A bis Z unterstützen.
Die folgenden Rechtsformen eines Unternehmens in Spanien sind möglich:
- Empresario Individual: Das Empresario Individual ist vergleichbar mit dem in Deutschland bekannten Einzelunternehmen. Diese Unternehmensform wird unter anderem von Handwerkern oder Anwälten gewählt. Bei dieser Unternehmensform ist eine einzige Person für die gesamten wirtschaftlichen Aktivitäten des Unternehmens verantwortlich.
- Sociedad Civil: Die Sociedad Civil lässt sich mit der deutschen Gesellschaft bürgerlichen Rechts (BGB-Gesellschaft) vergleichen. Sie wird von mindestens zwei Gesellschaftern gegründet, wobei jeder Gesellschafter mit seinem Vermögen für eventuelle Verluste des Unternehmens haftet. Eine Sociedad Civil lässt sich relativ einfach gründen. An ihre Gründung ist kein Mindestkapital gebunden.
- Sociedad de Responsibilidad Limitada (S.L.): Die S.L. ist der deutschen Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ähnlich. Sie kann als Einzel-GmbH oder von mehreren Gesellschaftern gegründet werden. Das Mindestkapital beträgt 3006 Euro. Für die Gründung einer S.L. benötigt man die Beglaubigung eines Notars. Zusätzlich ist die S.L. in das Handelsregister einzutragen. Wenn es sich bei der S.L. um eine Einzel-GmbH handelt, so ist sie Sociedad de Resonsabilidad Limitada Unipersonal (S.L.U.) zu nennen.
- Sociedad Anonima (S.A.): Die S.A. ist die spanische Form einer Aktiengesellschaft. Sie kann von einem oder mehreren Gesellschaftern gegründet werden. Für die Gründung einer S.A. benötigt man mindestens 60.000 Euro Gründungskapital, von dem mindestens 25 Prozent eingezahlt werden müssen. Der Gründungsvertrag ist von einem Notar zu beglaubigen, und das Unternehmen muss in das Handelsregister eingetragen werden. Besteht die S.A. aus nur einem Gesellschafter, ist sie Sociedad Anonima Unipersonal (S.A.U.) zu nennen. Die Gründung einer S.A. ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn am Unternehmen viele Gesellschafter beteiligt sind, oder wenn der Investitionsbetrag sehr hoch ist.
Steuern in Spanien
Je nach Unternehmensform fallen bei der Führung eine Unternehmens in Spanien verschiedene Steuern an.
Sowohl beim Empresario Civil als auch bei der Sociedad Civil sind Einkommenssteuer IRPF und Mehrwertsteuer/Umsatzsteuer zu entrichten. Bei einer S.L. und einer S.A. fallen Körperschaftssteuer und Umsatzsteuer an. Es gibt drei Umsatzsteuersätze: IVA Tipo General (21 Prozent), IVA Tipo reducido (10 Prozent) und IVA superreducido (4 Prozent.). Wenn eine S.L. oder eine S.A. Mitarbeiter beschäftigt, sind auch diese von der Einkommenssteuer betroffen, das sie vom Bruttolohn des Arbeitnehmers eine Quellensteuer einbehalten müssen. Die Höhe der Körperschaftssteuer hängt von der Unternehmensgröße und dem erzielten Umsatz ab. Im Prinzip müssen zusätzlich zu den genannten Steuern alle Unternehmer Gewerbesteuer bezahlen. Dies gilt auch für Freiberufler wie Künstler. Allerdings sind in der Praxis viele Gewerbebetreiber von der Gewerbesteuer befreit. Dazu gehören das Empresario Individual und die Sociedad Civil sowie alle weiteren Unternehmen mit einem Nettoumsatz unter 1.000.000 Euro.
Sozialversicherungen
In Spanien gibt es zwei Sozialversicherungssysteme. Das allgemeine Sozialversicherungssystem („régimen general“) betrifft vor allem Arbeitnehmer. Daneben gibt es noch besondere Versicherungssysteme („régimenes especiales“), die unter anderem für Einzelunternehmer und Freiberufler bestimmt sind. Betreiber eines Empresario Individual und einer Sociedad Civil müssen sich im „Regimen Especial de los Trabajadores Autonomos“ (RETA) versichern und dort monatlich etwa 250 Euro einzahlen.
Bei Unternehmen mit Mitarbeitern werden die Beiträge in die Sozialversicherung vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer getragen. Nur die Beiträge für die Absicherung gegen Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle trägt ausschließlich der Arbeitgeber. Der Beitragssatz für die Kranken- und Rentenversicherung liegt bei 28,3 Prozent des Bruttoeinkommens. Der Arbeitgeber zahlt hiervon 23,6 Prozent und der Arbeitnehmer 4,7 Prozent. Der Beitragssatz in die Arbeitslosenversicherung liegt bei 1,55 oder 1,6 Prozent für den Arbeitnehmer sowie bei 5,5 (unbefristeter Arbeitsvertrag) oder bei 7,7 Prozent (befristeter Arbeitsvertrag oder Teilzeitarbeit) für den Arbeitgeber.
Informationen zu Firmengründungen in Spanien erhält man auch bei der Deutschen Handelskammer für Spanien.
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