Der Bewerbungsprozess läuft in den Niederlanden weniger formell ab als in Deutschland. Die Niederlande orientieren sich bei Bewerbungen am anglo-amerikanischen Modell. Die Arbeitserfahrung und Kompetenzen des Bewerbers sind von größerer Bedeutung als Titel und sehr gute Berufs- oder Studienabschlüsse.
In den Niederlanden spielt auch die telefonische Kontaktaufnahme im Bewerbungsprozess eine größere Rolle als in Deutschland. Es ist durchaus üblich, den möglichen Arbeitgeber bereits vor der Versendung der Bewerbung telefonisch zu kontaktieren. Dies ist natürlich besonders wichtig, wenn man eine Initiativbewerbung verschickt. Auch der mögliche Arbeitgeber nimmt eventuell erst einmal telefonisch Kontakt mit dem Bewerber auf, um sich schon mal ein Bild von ihm zu machen, bevor er den Bewerber zum Vorstellungsgespräch einlädt. Die meisten Bewerbungen werden in den Niederlanden heutzutage per E-Mail verschickt. Dabei gilt der Text in der E-Mail als Anschreiben. Der Lebenslauf wird als Anhang versendet. In den Niederlanden ist die Beherrschung der englischen Sprache weit verbreitet. Wer nicht gut Niederländisch spricht und schreibt, kann die Bewerbung auch in Englisch versenden. Allerdings ist es immer von Vorteil, des Niederländischen mächtig zu sein. Wenn man langfristig in den Niederlanden arbeiten möchte, wird dies auch vom niederländischen Arbeitgeber erwartet.
Was zu den Bewerbungsunterlagen gehört
In den Niederlanden gibt es keine Bewerbungsmappen. Die Bewerbung besteht aus einem Anschreiben („sollicitaitebrief“) und einem Lebenslauf („cv“). Arbeits- und Ausbildungszeugnisse sind nicht Teil einer Bewerbung, ebenso wenig ein Lichtbild. Dafür sind Referenzen von größerer Bedeutung als in Deutschland. In den Niederlanden sind Bewerbungen per E-Mail sehr beliebt. Diese sollten allerdings ebenso strukturiert aufgebaut sein, wie Bewerbungen, die man per E-Mail verschickt.
Das Anschreiben
Da die Bewerbung keine Kopien von Ausbildungs- und Arbeitszeugnissen enthält, kommt in den Niederlanden dem Anschreiben, insbesondere der Motivation sich für die angebotene Stelle zu bewerben, eine große Bedeutung zu. Das Anschreiben sollte also ansprechend und überzeugend formuliert sein. Ähnlich wie in Deutschland geht es darum, im Anschreiben selbstbewusst aufzutreten aber nicht zu dick aufzutragen. Die persönliche Anrede des Ansprechpartners sollte selbstverständlich sein. Das Anschreiben hat eine Länge von einer Seite.
Aufbau des Anschreibens:
- eigene Kontaktdaten
- Kontaktdaten des Unternehmens
- Datum
- Betreffzeile
- direkte Ansprache des Ansprechpartners
- Text (wie in Deutschland)
- Beilagen
Der Lebenslauf
In den Niederlanden ist ein tabellarischer Lebenslauf üblich, der sowohl chronologisch als auch anti-chronologisch verfasst werden darf. Hier geht es allein um die Fakten und die Daten der Ausbildung bzw. Beschäftigung. Auch Fremdsprachenkenntnisse sind in den Niederlanden sehr wichtig. Wer mehrere Sprachen beherrscht, kann damit extra punkten. Neben der Berufserfahrung sollte man im Lebenslauf auch auf Hobbys und Freizeitaktivitäten eingehen, damit sich der Personalverantwortliche ein Bild von der Persönlichkeit des Bewerbers machen kann. Die Länge des Lebenslaufs sollte zwei Seiten nicht überschreiten.
Aufbau des Lebenslaufs:
- Angaben zur eigenen Person
- Ausbildung (ohne Nennung von Noten)
- Berufserfahrung
- Sprachkenntnisse
- weitere Kenntnisse und Aktivitäten
Referenzen
Referenzen sind in den Niederlanden sehr wichtig. Der Bewerbung sollten keine Empfehlungsschreiben zugefügt, sondern am Ende des Lebenslaufs mehrere Referenzen genannt werden. Der mögliche Arbeitgeber in den Niederlanden nimmt gerne telefonisch Kontakt mit früheren Arbeitgebern des Bewerbers auf, um sich über ihn zu erkundigen. Mit diesem Telefongespräch möchte der mögliche Arbeitgeber herausfinden, ob der Bewerber ins Team passt.
Die Erstellung eines europaweit anerkannten Lebenslaufs ist darüber hinaus auf der Website des Zentrums für die Förderung der Berufsbildung (CEDEFOP) möglich.
Anerkennung von deutschen Abschlüssen
Die Anerkennung von ausländischen Ausbildungsabschlüssen ist innerhalb der Europäischen Union geregelt. Für einige Berufe benötigt man allerdings eine staatliche Zulassung. Mehr Informationen über die Anerkennung ausländischer Abschlüsse in den Niederlanden erhält man bei „Internationale Diplomawaardering (IDW)“.
Das Vorstellungsgespräch
In den Niederlanden kleidet man sich nicht so formell wie in Deutschland. Doch abhängig vom Unternehmen, kann auch schon mal ein Anzug oder ein Kostüm für ein Vorstellungsgespräch passend sein. Wie sich das Unternehmen auf der eigenen Website präsentiert, gibt Aufschluss darüber, welcher Kleidungsstil im Unternehmen gepflegt wird. In den Niederlanden herrschen unter Kollegen und auch zwischen den Angestellten und dem Chef lockere Umgangsformen. Häufig spricht man sich mit dem Vornamen an und duzt sich. Als Bewerber sollte man abwarten, ob das Gegenüber einen duzt und dann das gleiche tun. In den Niederlanden ist es zudem unüblich, Personen mit dem Titel anzusprechen. Als Bewerber sollte man dies auch nicht erwarten. Beim Vorstellungsgespräch geht es vor allem um die Motivation des Bewerbers. Auch Fragen zu den eigenen positiven und negativen Eigenschaften sollte der Bewerber erwarten. In der Regel gibt es zwei bis drei Vorstellungsrunden. Abhängig vom Unternehmen müssen sich die Bewerber auch psychologischen Tests unterziehen.
Büchertipps zum Auswandern in die Niederlande
- Gilissen, Elfi H. M. (Autor)
- Hübner, Oliver (Autor)
- Bolt, Rodney (Autor)
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