Island – ein Land, in dem man Vulkane, Geysire, Gletscher und Wasserfälle an einem einzigen Tag sehen kann. Klingt traumhaft? Ist es auch! Zumindest im Sommer, wenn der graue, triste Frühling vorbei ist. Doch gerade im Frühling ist die spannende Lammsaison. Ich war 2 Monate lang auf einer Schaffarm in Westisland, obwohl ich vorher noch keine Erfahrungen in der Farmarbeit hatte. In den ersten Tagen, als von den Lämmchen noch nichts zu sehen war, galt es nur, die 550 Muttertiere 2-3mal pro Tag mit Heu zu versorgen.
Das ist eine harte, ungewohnte Arbeit und der Muskelkater bleibt nicht aus. Zudem kommt die neue Esskultur der bäuerlichen Isländer: Lammbouletten, Pferdefleisch, Schafskopf. Aber der Körper braucht die Energie – also nicht denken, sondern essen. Irgendwann gewöhnt man sich sowieso an alles. An den Haferbrei, der morgens um 7 Uhr ungesüßt serviert wird und die einzige Mahlzeit vor dem Mittag sein wird und auch an den Geruch vom Schafstall, der hartnäckig in den Klamotten festsitzt. Nach ein paar Tagen kommen die ersten Lämmchen zur Welt und von da an muss der Schafstall 24/7 beaufsichtigt werden. Wer Glück hat, bekommt keine Nachtschicht aufgedrückt.
So eine Lammgeburt kann wirklich Nervenkitzel pur sein: Wie viele Lämmchen sind es? (Normalerweise immer 2) Kommen sie vorwärts oder rückwärts zur Welt? (Am Besten vorwärts, mit beiden Vorderbeinchen gleichzeitig) Wird das Muttertier ihre Kinder annehmen? (Es gibt echt Sturköpfe, die das nicht tun) Es ist wirklich faszinierend, ein neues Leben auf die Welt zu bringen. Schon nach wenigen Minuten probieren die Kleinen, auf eigenen Beinen zu stehen. Und schon am nächsten Tag können sie rennen und springen.
Trotzdem muss man die Muttertiere weiterhin jeden Tag füttern, bis die Lämmchen alt genug sind, um mit ihren Müttern auf die Weide oder in die Berge gebracht zu werden. Die kleinen Lämmchen sind immer total aufgeregt, wenn sie das erste Mal ins Freie kommen. Dann wollen sie alles erkunden und laufen wie wild durch die Gegend. Alles, was interessant aussieht wird beschnuppert, abgeleckt, beknabbert oder komplett in den Mund gesteckt, egal ob Steine, Sand oder Holz.
Insgesamt haben die 550 Schafe 900 Lämmer geboren. Nach 8 harten Wochen habe ich endlich ein paar Tage Zeit, um Islands wunderschöne Natur kennenzulernen: Berge und Gletscher, Küste und Meer, Vulkane und Geysire, Elfen und Trolle. Und immer mal wieder ein Hottub (kostenloser, heißer Swimmingpool), wo man ungestört den Abend ausklingen und auch neue Bekanntschaften knüpfen kann. Am Ende fliegt man nach Hause mit 1000 interessanten Eindrücken, neuen Freunden, wundervollen Fotos und der Sehnsucht nach „Mäh!“.
Autor: Sina, Quelle: Multikultur.info
Anbieter: MultiKultur
Programm: Farmwork
Land: Island
Bewertung: 4/5
Verfasst von Sina, Quelle: Multikultur.info